Russlanddeutsche gestern und heute
Als „Russlanddeutsche“ werden die Nachfahren von Siedlern aus dem deutschsprachigen Mitteleuropa bezeichnet, die sich seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in verschiedenen Regionen des Russischen Reiches niedergelassen hatten. Als Sammelbezeichnung gibt es diesen Begriff erst seit dem 20. Jahrhundert. Zuvor standen die konfessionellen und regionalen Unterschiede zwischen den evangelischen, katholischen und mennonitischen Kolonisten an der Wolga, im Schwarzmeergebiet, in Wolhynien, im Kaukasus und in anderen Regionen des Russischen Reiches im Vordergrund. Die Vorstellung eines einheitlichen „Russlanddeutschtums“ war gleichermaßen Produkt der sowjetischen Nationalitätenpolitik wie auch der deutsch-völkischen Imagination der Zwischenkriegszeit. Die geteilte Verfolgungs- und Diskriminierungserfahrung vor allem in der Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg führte zur Entstehung einer realen russlanddeutschen „Schicksalsgemeinschaft“. Heute lebt der Großteil der Nachfahren der Kriegsgeneration als Spätaussiedler in der Bundesrepublik Deutschland.
Das Projekt umfasst zwei Seminare und eine Reise ins Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte. Beim ersten Seminar soll es um die Geschichte der Deutschen aus Russland gehen. Die Inhalte umfassen die Auswanderung der Russlanddeutschen nach Russland, das Leben in den Kolonien in Russland, die Deportation, das Leben in der Sowjetunion und die Auswanderung nach Deutschland. Beim zweiten Seminar soll es sich um die gegenwärtige Situation der Russlanddeutschen in Deutschland handeln. Dabei gehen wir auf die Studie des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge „Integration gelungen? Lebenswelten und gesellschaftliche Teilhabe von (Spät-)Aussiedlerinnen und (Spät-)Aussiedlern“ ein. Abgerundet wird das Projekt von einer Bildungsreise ins Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte.
Das Projekt richtet sich an die Russlanddeutschen, an ihre Nachkommen, die in Deutschland geboren sind, an die Flüchtlinge aus der Ukraine und an die Aufnahmegesellschaft. Wir möchten die Projektteilnehmer über die Geschichte und die gegenwärtige Situation dieser Community aufklären und Menschen zusammenbringen, die sich für Russlanddeutsche interessieren.
Das Projekt wird in Kooperation mit der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Ortsgruppe Dortmund durchgeführt und wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft gefördert.